Erfahre mehr zur Heiligen Radegundis und ihrer Bedeutung für Müdesheim.
Leben und Wirken
Herkunft und Kindheit
Radegundis wurde 519 n. Chr. als Tochter des Thüringerkönigs Berthachar in Erfurt geboren. Ihr Leben begann in unruhigen Zeiten: Nach der Eroberung Thüringens durch die Franken im Jahr 531 wurde sie zusammen mit ihrem Bruder gefangen genommen und nach Frankreich verschleppt. Ihre Mutter und weitere Geschwister starben.
Am Hof des Frankenkönigs in Athies erhielt Radegundis eine christliche Erziehung.
Ehe und Leid
Im Jahre 538 zwang König Chlotar, beeindruckt von ihrer Schönheit und Tugend, sie zu heiraten. Sie heirateten in Soissons. Doch die Ehe war unglücklich: Radegundis gründete ein Armenhaus für Frauen, zog sich aber immer mehr zurück. Im Jahr 544 ließ König Chlotar ihren Bruder ermorden, was sie in tiefes Leid stürzte.
Daraufhin floh Radegundis und wurde in Noyon vom heiligen Bischof Medardus ins Kloster aufgenommen.
Klosterleben und Hingabe
550 gründete sie ein eigenes Kloster in Poitiers, wo sie mit 200 weiteren Frauen ein Leben in Armut und Buße führte. Sie widmete sich Armen und Kranken. Kaiser Justinian II. schenkte dem Kloster wertvolle Reliquien, darunter ein Stück des Heiligen Kreuzes.
Ihr Wirken war geprägt von großer Demut, Nächstenliebe und tiefem Glauben.
Tod und Verehrung
Am 13. August 587 starb Radegundis im Alter von etwa 68 Jahren. Ihr Grab in Poitiers wurde zu einem bedeutenden Wallfahrtsort. Obwohl ihr Leichnam 1562 während der Hugenottenkriege geschändet wurde, blieben Teile ihrer Reliquien erhalten.
Besonderheiten und Vermächtnis
Radegundis wird oft mit der Heiligen Elisabeth von Thüringen verglichen, da beide ein Leben im Dienste der Armen führten. 15 französische Orte tragen heute ihren Namen.
Der Dichter und Vertraute von Radegundis, Venantius Fortunatus, verfasste eine Lebensbeschreibung und den berühmten Kreuzeshymnus „Vexilla regis“.
Die Heilige Radegundis war Königin des Frankenreichs und widmete ihr Leben der Barmherzigkeit, der Buße und dem Glauben. Ihr Erbe lebt bis heute in ihrer Klostergründung und ihrem Wirken fort.
Ihre Bedeutung für Müdesheim
Der Legende nach soll die heilige Radegundis auf der Flucht vor ihrer Zwangsehe mit dem Frankenkönig Chlothar an einer Quelle bei Müdesheim gerastet haben. Dieser Ort im Wald wurde später zur Stätte der Verehrung und ist heute bekannt durch die Kapelle, die der heiligen Radegundis gewidmet ist.
Im Mittelalter entwickelte sich die Kapelle zu einem Wallfahrtsort, an dem die Gläubigen Radegundis um Schutz und Hilfe, vor allem in Krankheitsfällen, baten. Die Überlieferung berichtet von einer Quelle, die als heilend galt. Kranke Kinder wurden hierher gebracht, um im Wasser zu baden und so geheilt zu werden. Diese Quelle und die Kapelle wurden zu einem wichtigen Ziel für Pilger, die Trost und Heilung suchten.
Seit 1958 besitzt die Pfarrei Müdesheim eine Reliquie ihrer Schutzpatronin. Diese kostbare Reliquie ist in einer Monstranz gefasst. Früher wurde die gefasste Reliquie am Festtag der Heiligen, dem 13. August, in der Pfarrkirche am Radegundisaltar zur Verehrung ausgestellt.